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Prähistorische Wassergottheit in Deutschland ausgegraben

Seltsame prähistorische Wassergottheit mit Kapuze in Deutschland ausgegraben

Seit Menschen beten, steht Wasser im Mittelpunkt der göttlichen Anbetung. Schon der Anblick von Wasser kann Staunen, Schrecken und Freude auslösen, je nachdem, ob es sich um eine sprudelnde Quelle, den zerstörerischen Ozean oder einen reinigenden Wasserfall handelt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die antiken Menschen das Wasser personifizierten und eine Reihe von Wassergottheiten schufen, auf die sie ihre spirituelle Aufmerksamkeit richten konnten.

Während der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit, zwischen dem 12. und 6. Jahrhundert v. Chr., war die vorherrschende westliche und mitteleuropäische Kultur die der Hallstätter. Nun haben Archäologen in Deutschland eine seltene Tonfigur entdeckt. Die Figur stammt aus dem 12. bis 6. Jahrhundert v. Chr. und gilt als prähistorische Wassergottheit. Die Tonfigur der Wassergöttin wurde in Unkenbach im westdeutschen Bundesland Rheinland-Pfalz entdeckt und stammt aus der Eisenzeit zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr.

Die Wassergottheit aus Ton wurde in Unkenbach entdeckt

Die Wassergottheit aus Ton wurde in Unkenbach entdeckt (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Die deutsche Wassergottheit hatte eine Kapuze mit Metallringen

Mönchstockheim liegt in der Gemeinde Sulzheim im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt. Die seltene Wassergottheit aus Ton wurde in einer kleinen Waldgrube gefunden, während Arbeiter die neue Mönchstockheimer Umgehungsstraße bauten. Laut BLFD handelt es sich um ein „religiöses Artefakt“, das zusammen mit einer Sammlung von Werkzeugen aus Knochen und Ton sowie Glas- und Keramikstücken entdeckt wurde.

Ohne Beine und den oberen Vorderkörper misst die Tonfigur 19 Zentimeter. Fünf Löcher zieren jede Seite des Kopfes von der Augenlinie bis zum Kinn. Ein Artikel im Heritage Daily spekuliert, dass diese Löcher eine mit Metallringen verzierte Kapuze darstellen könnten.

Dr. Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erklärte, dass die Forscher trotz der detaillierten Untersuchung der Hallstätter Tonfigur keine Hinweise auf einen Verschleiß durch hydraulische Einwirkung fanden. Dies führte das Team von Wissenschaftlern zu der Annahme, dass die Sammlung von Artefakten „absichtlich in der Schlucht als Opfergaben deponiert wurde“.

Die Tonfragmente wurden vor dem Bau der neuen Ortsumgehung Mönchstockheim in Deutschland entdeckt

Die Tonfragmente wurden vor dem Bau der neuen Ortsumgehung Mönchstockheim in Deutschland entdeckt. (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Die Wassergottheit aufwiegen

Das Team bayerischer Archäologen berichtete, dass bereits ähnliche Tonfiguren im westlichen Schwarzmeerraum aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. gefunden wurden. Es wird jedoch vermutet, dass diese Figur viel früher hergestellt wurde als die meisten Artefakte am Schwarzen Meer. Man kommt zu dem Schluss, dass die Schlucht ein heiliger Ort war, an dem rituelle Wasseropfer dargebracht wurden und dass die hiesigen Hallstätter höchstwahrscheinlich die Figur „als Wassergöttin“ verehrten.

Aus der frühen Anbetung von Tonfiguren wie dieser Wassergottheit, von der angenommen wurde, dass sie Naturkräfte und Ressourcen repräsentiert, entstand das spätere Pantheon germanischer und nordischer Gottheiten. Der Ägir war die Personifikation des Meeres, Freyr war der Gott des Regens, Nehalennia war die Göttin der Nordsee und Nerthus war mit Seen, Quellen und heiligen Gewässern verbunden.

Während das spätere nordische Pantheon männliche und weibliche Gottheiten und Dämonen aneinanderreihte, ist unklar, warum die Archäologen in Deutschland das Tonartefakt als weibliche „Göttin“ kategorisierten. Es gibt keinerlei Anzeichen für das Geschlecht der Figur und ist reine Spekulation.

Näcken och Ägirs döttrar, von Nils Blommér, mit der Darstellung der Wassergottheit Ägir und seiner neun Wellentöchter

Näcken och Ägirs döttrar, von Nils Blommér, mit der Darstellung der Wassergottheit Ägir und seiner neun Wellentöchter. (Public Domain)

Beten um Glück in einer wässrigen Welt

Wassergottheiten wurden meist an Quellen oder heiligen Brunnen verehrt. Zum Beispiel die frühe keltische Wassergottheit Celtic Sulis, die an den Thermalquellen in Bath in England verehrt wurde. Im Hinduismus wurde der Ganges als Flussgöttin personifiziert und in der modernen christlichen Theologie ist die Taufe Jesu ein wichtiger ritueller Moment, der im westlichen Christentum als Epiphanie und im Osten als Fest der Theophanie am 6. Januar gefeiert wird.

Was diese Tonfigur repräsentiert, ist eine alte lokale germanische Wassergottheit, die lange vor der Entstehung von Brahma oder Jesus verehrt wurde. Und obwohl wir ihren Namen vielleicht nie erfahren werden, stellt sie doch einen wichtigen Schritt in unseren Bemühungen dar, göttliche Hilfe bei der Vermeidung von Überschwemmungen und Dürren zu suchen und dabei zu helfen, Fjorde, Flüsse und Teiche mit Fischen zu füllen.

Oberes Bild: Die Tonfigur, die vermutlich eine Wassergottheit ist, wurde in Unkenbach entdeckt. Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Von Ashley Cowie

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Ashley Cowie

John ist ein schottischer Historiker, Autor und Dokumentarfilmer, der auf zugängliche und spannende Weise originelle Perspektiven historischer Probleme präsentiert. Er wuchs in Wick auf, einem kleinen Fischerdorf in der Grafschaft Caithness an der Nordostküste Schottlands, und studierte Filmemachen in Glasgow.... Lesen Sie mehr
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