All  
Die Geschichte des Götz von Berlichingen

Eiserne Handprothese aus dem 16. Jahrhundert: Die Geschichte des Götz von Berlichingen

Götz von Berlichingen war ein deutscher Söldnerritter, der im 16. Jahrhundert lebte. Dieser Ritter war auch als Götz „mit der eisernen Hand“ bekannt, denn nachdem ihm bei einer Belagerung die rechte Hand abgetrennt worden war, ließ er sie durch eine Prothese aus Eisen ersetzen. Von Berlichingens eiserne Prothesen (sowohl die erste als auch die zweite) mögen nach heutigen Maßstäben als einfach gelten. Sie ermöglichten es dem Ritter jedoch, seine Karriere als Krieger fortzusetzen, da er mit diesen Geräten ein Schwert führen konnte. Die zweite, anspruchsvollere Prothese erlaubte es ihm sogar, die Zügel seines Pferdes zu halten und einen Federkiel zu führen.

Frühes Leben

Götz von Berlichingen wurde 1480 als Sohn einer wohlhabenden Familie im heutigen Württemberg, dem südwestlichen Teil des heutigen Deutschlands, geboren. Noch vor seinem 17. Geburtstag soll von Berlichingen in das Heer von Brandenburg-Ansbach eingetreten sein und in den folgenden zwei Jahren im Dienst des Heiligen Römischen Reiches gestanden haben. Im Alter von 20 Jahren hörte von Berlichingen auf, dem Kaiser zu dienen und stellte seine eigene Söldnertruppe zusammen.

Porträt von Götz von Berlichingen, Kupferstich, Stadtmuseum Köln.

Porträt von Götz von Berlichingen, Kupferstich, Stadtmuseum Köln. (Public Domain)

Im Jahr 1504 stand von Berlichingen in den Diensten des bayerischen Herzogs Albert IV. und wurde in den Landshuter Erbfolgekrieg verwickelt. In jenem Jahr war von Berlichingen Teil des Heeres, das die Stadt Landshut in Bayern, im Südosten Deutschlands, belagerte. Während dieser Zeit verlor von Berlichingen seine rechte Hand. Einem Bericht zufolge war es eine von den Verteidigern der Stadt abgefeuerte Kanonenkugel, die den Verlust von Berlichingens Hand verursachte. Nach einer anderen Darstellung traf die Kanonenkugel das Schwert des Ritters mit solcher Wucht, dass es die Hand seines Trägers abtrennte.

Auf jeden Fall verlor der Ritter seine rechte Hand und soll über das, was ihm widerfahren war, verzweifelt gewesen sein. Noch während er sich von seinen Verletzungen erholte, soll sich von Berlichingen daran erinnert haben, dass er einen einarmigen Knappen auf dem Schlachtfeld kämpfen sah. Dieser Gedanke tröstete von Berlichingen und half ihm, sein Selbstvertrauen wiederzuerlangen, und inspirierte ihn dazu, sich eine Handprothese aus Eisen anfertigen zu lassen, damit er auf das Schlachtfeld zurückkehren konnte.

Handprothese

Das erste Gerät bestand aus einem einfachen Handschuh, an dem Daumen und Finger befestigt waren, und soll von einem Dorfschmied und Sattler hergestellt worden sein. Die Finger konnten nach innen gedrückt werden, sodass von Berlichingen sein Schwert halten konnte. Bei der Herstellung dieser Handprothese wurde auch auf die Ästhetik geachtet, denn sie weist einige naturgetreue Details auf. So sind zum Beispiel modellierte Fingernägel und Falten an den Fingerknöcheln zu sehen.

Die Original-Rüstung von Götz von Berlichingen, ausgestellt im Museum Hornberg

Die Original-Rüstung von Götz von Berlichingen, ausgestellt im Museum Hornberg.  (Public Domain)

Diese Prothese erfüllte für von Berlichingen ihren Zweck, obwohl sie etwas unflexibel gewesen sein muss. Einige Jahre später beschloss der Ritter, dass er ein besseres Modell haben wollte, und ließ eine komplexere Prothese anfertigen. Diese zweite Prothese reichte bis zum Ende des Unterarms des Ritters und wurde mit einem Lederband fixiert. Im Gegensatz zu seiner alten Prothese hatte von Berlichingens neue Prothese Gelenke an den Fingern, die ihm einen besseren Halt seiner Waffe ermöglichten. Außerdem befanden sich in der Hand federbelastete Mechanismen, mit denen die Finger arretiert werden konnten. Mit dieser neuen Hand war der Ritter nicht nur in der Lage, eine Waffe im Kampf zu führen, sondern auch die Zügel seines Pferdes zu halten und sogar einen Federkiel zu benutzen, um zu schreiben.

Die zweite Eisenprothese von Götz von Berlichingen

Die zweite Eisenprothese von Götz von Berlichingen. (Public Domain)

Von Berlichingen soll bis zu seinem 64. Lebensjahr als Soldat aktiv gewesen sein. Er kämpfte in zahlreichen Schlachten und Feldzügen, u. a. im Krieg des Heiligen Römischen Kaisers gegen das Osmanische Reich und bei dessen Einmarsch in Frankreich sowie (auf der Seite der Bauern) im Deutschen Bauernkrieg. Von Berlichingen starb im Jahr 1562 im Alter von 82 Jahren. Seine Prothesen werden angeblich noch immer im Schloss Jagsthausen aufbewahrt.

Stahlstich von Teilen der eisernen Hand des Ritters Götz von Berlichingen

Stahlstich von Teilen der eisernen Hand des Ritters Götz von Berlichingen. (Public Domain)

 Vorgestelltes Bild: Götz von Berlichingen. Fotoquelle: (Public Domain)

Von Wu Mingren

Verweise

Karl of Germany, 2016. The Iron Hand of Götz von Berlichingen. [Online]
Verfügbar unter: http://www.karlofgermany.com/Goetz.htm

MilitaryHistoryNow.com, 2015. “Iron Hand” – Meet the Middle Ages’ Toughest Knight. [Online]
Verfügbar unter: http://militaryhistorynow.com/2015/07/06/the-iron-hand-meet-the-middle-ages-toughest-knight/

Morton, E., 2015. Object of Intrigue: the Prosthetic Iron Hand of a 16th-Century Knight. [Online]
Verfügbar unter: http://www.atlasobscura.com/articles/object-of-intrigue-the-prosthetic-iron-hand-of-a-16thcentury-knight

Puiu, T., 2016. The prosthetic Iron Hand of a 16th century legendary cyborg knight. [Online]
Verfügbar unter: http://www.zmescience.com/science/berlichingen-iron-hand-prosthetic/

The Vintage News, 2016. The Iron Hand of a Mercenary was made for a 16th century German knight …. [Online]
Verfügbar unter: https://www.thevintagenews.com/2016/06/16/the-iron-hand-of-a-mercenary-made-for-a-16th-century-german-knight-2/

Bild des Benutzers DHWTY

DHWTY

Wu Mingren ("Dhwty") hat einen Bachelor of Arts in Ancient History and Archaeology. Obwohl sein Hauptinteresse in den alten Zivilisationen des Nahen Ostens liegt, interessiert er sich auch für andere geografische Regionen sowie andere Zeiträume. Er war ein aktiver Teilnehmer... Lesen Sie mehr
Nächster Artikel